Ein Interview mit Marcel Mazurek

DOP

Marcel Mazurek | DOP

Wie begann deine Leidenschaft für den Film? Was hat deine Leidenschaft für den Film geweckt? Bzw. wann wurde dir klar, dass du an der Kamera arbeiten willst?

Meine Leidenschaft für den Film hat mit der Entstehung der Plattform „YouTube“ im Jahr 2005 begonnen. Damals hat man sofort begonnen, sich die neuesten Videos auf  YouTube zu schicken, damals noch mit einem  superlangsamen ISDN-Modem. Da ich oft nach der Schule mit Freunden Computerspiele gespielt habe, waren wir eigentlich immer auf der Plattform. Wir haben angefangen, selbst unsere  eigenen Spielszenen  aufzunehmen und diese dann mit Sony Vegas zusammengeschnitten. So konnten wir unsere eigenen Erlebnisse miteinander teilen, was damals für sehr viel Spaß gesorgt hat.

Die Entscheidung für die Kamera habe ich erst viel später gefasst. Zwar hatte ich mir wie viele damals eine Canon EOS 500D gekauft und damit gefilmt, aber erst während meiner Ausbildung habe ich mich für das Kamera Department entschieden und daraufhin ein
Kamerastudium begonnen.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Mir selbst einen Stil zuzuordnen finde ich schwierig. Ich mag es sehr, Licht zu setzen, der Anspruch ist dabei immer möglich, naturalistisch und glaubhaft die Szene auszuleuchten. Verschiedene Lichtfarben stimmungsvoll miteinander zu kombinieren finde ich auch eine spannende Herausforderung. Es erlaubt mir oft, eine  Dreidimensionalität nicht nur mit Hell-Dunkel-Kontrast, sondern auch mit Farbe zu gestalten. Besonders in der Werbung kommen dadurch Produkte besser zur Geltung. Ich finde es toll wenn ich zusammen mit dem Regisseur*in oder Kunden eine mutiges Lichtkonzept entwickeln kann.

Kannst du dein erstes Projekt beschreiben? Wie lief es und was würdest du heute anders machen?

Ich glaube, mein erstes Projekt als DoP habe ich im Studium realisiert. Damals habe ich mir sehr viel vorgenommen und ich erinnere mich noch, dass ich bei uns im Verleih fast alle Lampen mitgenommen habe, weil ich einfach alle  Möglichkeiten haben wollte. Aber was ich über die Jahre gelernt habe, ist, dass weniger oft mehr ist. Erst als ich begonnen habe, mich  intensiver mit natürlichem Licht zu beschäftigen, hat es bei mir Klick gemacht.

Welche technologischen Entwicklungen oder neuen Tools haben deiner Meinung nach die Filmproduktion am meisten verändert?

Aktuell glaube ich, dass KI eine große Sache ist, besonders für Moodboards oder Konzepte. Es gibt außerdem noch ein paar Tools wie z.B. Cine Tracer für die Visualisierung in der Vorproduktion, die sehr spannend sind. In der  Produktion, zumindest im  Bereich mit hohem Budget, ist definitiv die Virtual Reality LED Wall bzw. Volume.

Welche technologischen Entwicklungen im Bereich der Filmproduktion faszinieren dich am meisten? Hast du schon damit gearbeitet oder was würde dich am meisten reizen?

Die Volume fasziniert mich schon sehr, ich habe im Studio viel mit Rückprojektionen gearbeitet, also mit   durchlässigen Wänden, die von hinten mit einem Beamer beleuchtet werden. Meistens mit einfachen Landschaften oder als Hintergrund für eine Autofahrt. Die
Volume trackt jedoch die Position der Kamera im 3D-Raum und kann somit eine perfekte Parallaxe zum Hintergrund liefern. Außerdem kann man den ganzen Tag blaue Stunde oder Sonnenuntergang drehen, was schon sehr reizvoll ist.

Was war das herausforderndste Projekt, an dem du bisher gearbeitet hast und wie hast du die Herausforderungen gemeistert?

Ein Kurzfilm, den ich 2023 gedreht habe. Szenische  Projekte sind immer viel aufwendiger als Werbefilme, da sie meist über mehrere Tage oder sogar Wochen gehen. Das erfordert sehr viel Planung und Koordination, da es viele Locations gibt und die Crew viel größer ist. Am Anfang steht man meistens vor einem Drehbuch mit ganz vielen Seiten und weiß auch erstmal nicht wohin, aber sowas muss man dann einfach  runterbrechen. Szene für Szene, Einstellung für Einstellung und wenn man das für jede Drehbuchseite macht, hat man am Ende einen Plan.

Was ist dein Lieblingsprojekt? Und warum?

Definitiv mein letzter Kurzfilm. Es war zwar anstrengend, aber die Arbeit mit Schauspielern und einem Team, das einen zu hundert Prozent unterstützt, ist einfach sehr angenehm.

Was ist dein größter beruflicher Traum?

Ich glaube, das Schönste am Filmemachen ist, wenn der Film am Ende vor Publikum gezeigt wird und dabei eine Emotion auslöst. Deshalb würde ich gerne irgendwann einen großen Kinofilm drehen wollen.

Was ist der beste Trick, den du im Laufe der Jahre gelernt hast, der in keinem Lehrbuch steht?

Ein Magier verrät seine Tricks nicht…